Ursprünglich war die dritte Etappe einzig für die Auffahrt zum Großglockner angedacht. Da wir aufgrund des Wetters allerdings um einige Kilometer hinterherhingen, entschieden wir uns, die Etappe streckenmäßig zu dehnen und von St. Johann über Zell am See nach Bruck zu fahren, um Tag 3 mit dem Aufstieg zum Großglockner zu krönen.

Die 65 Kilometer nach Bruck steckten wir gut weg. Über Fieberbrunn und Hochfilzen (einem Örtchen, das scheinbar nur zum Biathlon erwacht) kamen wir nach Saalfelden und vorbei am Zeller See schließlich in Bruck an, wo noch Zeit für eine kleine Mahlzeit in der Sonne blieb – die Ruhe vor dem Berg, denn in der Ferne drohte schon der Großglockner. Die ersten 12 Kilometer des Tauernradwegs parallel zur Großglockner Hochalpenstraße ließen sich noch sehr angenehm fahren und auch die schleifende Bremse an Andreas Rad (durchaus ein psychologischer Nachteil in Anbetracht dessen, was vor uns lag) konnten mit ein paar Handgriffen einigermaßen behoben werden.

Ab dem Mauthaus der Passstraße ging es überaus sportlich zu: Die durchschnittliche Steigung der kommenden 27 Kilometer betrug satte 12%. Unser Gepäck tat sein Übriges dafür, dass dieser Anstieg vor allem für Anne zum Grenzgang wurde. Riegel und Bananen wurden hinuntergeschlungen, die Trinkflaschen bei strahlendem Sonnenschein in Windeseile geleert. Die Rennradfahrer, die uns überholten, staunten nicht schlecht, wie wir uns samt Gepäck Höhenmeter für Höhenmeter hochschraubten. Die Bäume wurden weniger, dafür nahm das Pfeifen der Murmeltiere immer mehr zu. Der Wind zog an, die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen und wir erreichten nach über 30 zehrenden Kilometern die Fuscher Lacke auf 2261 Höhenmetern. Zufrieden, aber vor allem mit letzter Kraft fanden wir in der Dämmerung Schutz vor Wind und Kälte (mittlerweile waren es nur noch 10°C) auf einer Hütte, wo wir nach heißem Tee und Wurstbrot nur noch in die Schlafsäcke fielen und nachts die Mäuse trappeln hörten – nichts ahnend, dass am folgenden Morgen ein weiterer Anstieg warten würde.