Der Schlussakt der Pyrenäendurchquerung. Gemütliches Ausrollern bis Perpignan, Frühstück im LIDL auf dem Weg, Hähnchen essen in der Stadt, an der Mittelmeerküste, ankommen, Strand. So war der Plan.

Es kam aber ein kleines Dauergewitter dazwischen. Nicht so wie wir das aus der Heimat kennen, dass es 1 Stunde richtig knallt und fertig. Es ging bereits nachts gegen 4 Uhr los und hörte bis zur Abfahrt gegen 11 Uhr nicht auf. Das Zelt war richtig voll mit Schlamm, da wir zum ersten Mal nicht auf einer schönen grünen Wiese zelteten, sondern auf lehmartigem Boden. Aus Nordspanien lasen wir gerade die Nachricht, dass es zu schweren Überschwemmungen kam. Gegen 8 Uhr flüchteten wir mit im Zelt gepackten Taschen ins gemütliche Toilettenhäuschen, wo wir gleich das Zelt abspülten und alles zum Trocknen aufhingen.

Flucht ins Toilettenhaus.

Zum Frühstück hat uns die Zeltplatzchefin netterweise Paninis mit Schokocreme serviert. Dazu einen Espresso. Tristesse im Regen folgte. Gegen halb 12 konnte es endlich losgehen. Andreas hatte heute nur die Vorderradbremse. Die hintere wurde kurzerhand deaktiviert, da diese Schleifgeräusche verursachte. Aber alles kein Problem, heute war ballern angesagt, bremsen verboten! Wir hatten verlorene Zeit aufzuholen und kannten unsere Wattzahlen aus den Bergen. Die konnten wir jetzt aufs Flachland übertragen.

Nerviges Teilstück auf der N116.

Es ging direkt auf die N116. Auto an Auto gefolgt von großen LKW reihten sich aneinander und überholten uns häufig in unkonfortablem Abstand. Was ein Spaß! Die Ketten waren rechts und kleine Anstiege wurden weggedrückt. Wir traten häufig über 30 km/h auf direktem Wege Richtung Ziel. Überraschenderweise erblickten wir nach einem kleinen Anstieg noch einen Col. Den Col de Ternère. Das Foto musste gemacht werden. Auch im dichten Verkehr.

Der letzte Pass vor dem Mittelmeer.

Wir entschieden uns bei Ille-sur-Têt von der Hauptstraße abzubiegen und einem kleineren Radweg zu folgen, der mehr oder weniger parallel zur Hauptstraße verlief. Hier rollten wir ganz nett zwischen Aprikosenbäumen hindurch, im Rücken immer die letzten Anhöhen der Pyrenäen. Die Straße war manchmal eher ein Feldweg.

Auf nassen und unwegsamen Pfaden Richtung Osten.

Ein letzter Blick auf die Hohen Berge. Schön, war es euch zu beradeln.

Gegen 14 Uhr, nach einem unglaublichen Ritt mit zum Teil 40 km/h auf dem Tacho in Flachstücken, kamen wir in Perpignan an. Ziel war eine Rotiserie, die wir gestern schon herausgesucht hatten. Diese lag in einem ziemlich heruntergekommen Viertel. Lars erinnerten Straßenführung und Geruch an Marrakesch. Als wir am Broilerstand vorbeifuhren, staunten der Besitzer und seine Kundschaft nicht schlecht. Wir durften unsere Fahrräder IM Imbiss abstellen und bekamen jeder einen Broiler mit Pommes und eine Cherrycoke für zusammen 12 Euro. Hat echt klasse geschmeckt und war sehr (er)füllend.

Fahrt durch die engen Gassen von Perpignan.

Leckeres Poulet rôti bei Yëmma.

Das letzte Stück war nur noch reine Formsache. Durch den dichten Verkehr aus der Stadt ging es auf einer kleinen Landstraße auf die letzten Kilometer. Am Strand in Sainte-Marie-la-Mer angekommen machte der Mitch Buchannon vom Mittelmehrstrand ein Foto von uns. Geschafft. Für Andreas ist die Überwindung der Pyrenäen damit abgeschlossen. Morgen geht es für ihn mit dem Flixbus über Nacht nach Nizza und von da mit dem Flieger nach Hause zu Anne und Mio. Die Freude über das Geschaffte und das baldige Wiedersehen ist riesig. Lars hat ab jetzt bis zum 25.7. Zeit um die Küste entlang über die Camargue, den Ventoux und die Verdonschlüchte bis nach Nizza zu radeln um dort endlich für ein paar Tage mit Silka zu verbringen. Und er hat auch Zeit, um Zeit mit sich selbst zu verbringen. Das wird mindestens spannend. Dabei werden zwischendurch auch der ein oder andere Strandtag eingebaut. Es wird etwas entspannter.

Endlich am Mittelmeer. Die Gebirgskette liegt hinter uns.

Die Pyrenäen waren insgesamt ein landschaftliches Highlight, in denen fast jeder Kilometer tolle Momente bot. Auch für uns als Freunde der Natur gab es einiges zu erleben. Hängen bleiben die dramatischen Aussichten, die Begegnung mit Wildtieren, wie wir sie nur aus dem Zoo kennen, gemeint sind z. B. die circa 40 Geier, die mit ihrer riesigen Spannweite das Tal auf dem Weg zum Col d’Arnosteguy durchstreiften. Dies geschah im Moment unglaublicher Qualen, da die Steigung hier dauerhaft über 20 % betrug. Damit bleiben im Rückblick aber auch die mentalen und körperlichen Herausforderungen, die hier ein Niveau erreichten, wie wir es vorher nicht kannten. Und wir haben schon einige Hochgebirgsritte hinter uns. Letztendlich hat uns die Tour gestärkt und gezeigt, wozu wir in der Lage sind. Ein tolles Gefühl! Auch für die Freundschaft kann so eine Tour ein Test sein. 16 Tage immer zusammen. Jeder von uns mit seinen Macken, Launen und Unzulänglichkeiten. Aber auch gegenseitige Unterstützung, Gespräche, dummes Gequatsche und auch ernstere, kritische Gespräche. All das macht so eine Tour zu zweit aus. Das kann man nicht in jeder Konstellation durchstehen. Darum sind wir auch in dieser Hinsicht sehr stolz, dass der Spaß letztendlich überwog.

Für alle Zahlenfetischisten das bisher Erreichte in Zahlen (Bilbao – Perpignan):

Etappen: 15
Kilometer: 958km
Höhenmeter: 18600hm
Kalorien: 40034kcal
Pässe: 19 + einige Gipfel ohne Passschild

Weitere Berichte folgen, morgen ist aber erstmal Ruhetag mit Strand und Ruhe.