Was für eine Irrfahrt! Man merkt ganz eindeutig, wie abhängig man von GPS, Internet und im Allgemeinen von der mitgeführten Technik ist. Diese hat heute eher so semi funktioniert.

Gestern gab es Pizza. Ich kam dabei mit Kenan ins Gespräch. Er ist Schweizer mit bosnischen Wurzeln und ist mit Rennrad und leichtem Gepäck unterwegs. Auf ähnlicher Route wie ich, aber er meidet die Cols. Würde ich auch machen mit der kleinen Übersetzung, die er fährt. Am nächsten Tag sollte seine letzte Etappe nach Nizza sein. Da er ähnlich unterwegs ist und auch noch Lehrer für Sport, Geo und Geschichte, gingen uns die Themen nicht aus. Das tat mal gut, jemanden zum Quatschen zu finden, der auch noch Englisch spricht. Er kommt aus Neuchâtel, dem französischsprachigen Teil der Schweiz. Ich hatte 3 Bier, er eins. Plötzlich musste er aufs Klo. Komisch! Als er zurück kam, wollte er mir noch sein Equipment zeigen. Ich sagte, dass ich noch bezahlen müsse. Alles schon erledigt. Und nein, er wollte nicht einen Cent von mir. Ein bisschen unangenehm, aber auch sehr nett. Danke, Kenan! Übrigens hat er eine Hängematte dabei, die nur 300 g wiegt. Mal sehen, was ich in Nizza organisieren kann.

Kurze gemeinsame Fahrt am Morgen.

Morgens nach dem Packen bin ich zum Supermarkt für ein ausgiebiges Frühstück. Mein eidgenössischer Kumpel kam auch dazu und wir beschlossen, einfach ein Stück zusammen zu fahren. Nach 6 km bergauf musste ich abbiegen. Wir verabschiedeten uns herzlich.

Hier fiel mir auf, dass der Track fehlerhaft war. Er schickte mich auf einen Waldweg, der nicht weiter ging. Keine Ahnung, wo das Problem ist. Ich entschied mich, den Track zu verwerfen und mit google maps zu navigieren. Das Problem war, dass ich in den Tälern der ahnungslosen gefangen war. Kein Internet. Null Telefonempfang. Auch nicht am höchsten Punkt der unmarkierten Passhöhe.

Alle Auffahrten waren heute gut machbar. Nie über 8 % Steigung.

Nach der Abfahrt auf der D2211, entschied ich mich Richtung Osten auf die D2 zu wechseln. Im Gespräch mit Kenan ergab sich, dass er da lang wollte. Konnte ja nicht falsch sein. Und vielleicht holte ich ihn noch ein. Aber er muss ordentlich reingetreten haben. Ich sah ihn nicht wieder. Oder er hatte Angst, dass er das Mittag bezahlen musste und versteckte sich im Gebüsch.

Bei La Ferrière probierte ich mein Glück noch einmal. Und siehe da, ich konnte die Route bis zum Camping laden. Internet! Es ging rechts weg und über den Col Bas, auf 1099 m Höhe, auf die D79 und ins nächste Tal.

In Caille war ein Radweg ausgeschildert nach Andon. Den nahm ich und bereute es nach kurzer Zeit. Erst Schotter, dann Wiese, dann Geröll und dann auch noch bergauf. Das Fluchen blieb nicht aus. Merde! Sacrecoeur oder so ähnlich! Wie kann man sowas Radweg nennen?

Der Europaradweg.

Von Andon folgte ich der D79 und stand nach 8 weiteren Kilometern auf dem Col de lla Sine auf 1104 m. Von hier folgte eine kurze Abfahrt, bevor ich auf die D112 links wegbog.

Nach weiteren 8, und mittlerweile insgesamt 45 Kilometern, stand ich auf dem dritten und letzten Pass des Tages, dem Col de l’Écre auf etwa 1260 m. Es war halb 11 und das Thermometer zeigte hier oben 30 Grad. Keine guten Vorzeichen. Von hier aus ging es eigentlich nur noch bergab und ich erreichte über Gourdon, Châteauneuf-Grasse und letztendlich die D2085 die Stadt Les Pouvériers, wo ich im Intermarche meine Flaschen auffüllte und etwas aß.

Blick bis zum Mittelmeer.

Ich brauchte von hier für 17 km 2,5 Stunden. Ich mache es kurz. Es war voll, heiß, es stank nach Abgasen. 40 Grad. Ich verfuhr mich zu oft. Maps schickte mich auf Straßen, die für Fahrräder verboten waren. In Sackgassen, über Schotterpisten. Autos überholten mich in 10 Zentimeter Abstand, hupten mich von der Straße. Es war herrlich. Kurz vorm Camping ging ich einkaufen und kam um 16 Uhr, ziemlich mit den Nerven am Ende, an. Es ist heiß! Egal, geschafft und der Pool ruft.

Für Mopeds gesperrt. Ich war auch zu fett und musste dreimal an solchen Dingern umdrehen.

Ich habe freundliche französische Omas und Opas als Nachbarn. Wir verstehen uns nicht. Trotzdem konnte ich mir einen Hammer leihen und meine Sachen für die Kühlung liegen in einem Kühlschrank. Der Opi kam zu mir und hat es mit Händen und Füßen erklärt. Die Dame an der Rezeption hat mir zudem Stuhl und Tisch gegeben, damit ich kochen kann. Komme ich in den freundlichen Teil Frankreichs?

Morgen geht es nach Nizza. 17 km sind es bis zum Hotel. Bis Sonntag ist hier Funkstille. Dann kommen die echten Kracher. Und ich habe Begleitung. Uwe fährt 16 Tage mit. Es bleibt also spannend. Haut rein!

Für alle Zahlenfetischisten das bisher Erreichte in Zahlen (Perpignan – Nizza):

Etappen: 13

Kilometer: 896 km
Höhenmeter: 10568 hm
Kalorien: 28200 kcal
Pässe: 15 + einige Gipfel ohne Passschild

Gesamtstrecke aktuell, aufsummiert (Bilbao – Nizza):

Etappen: 34

Kilometer: 1854 km

Höhenmeter: 29168 hm

Kalorien: 68244 kcal

Pässe: 34